Lotte Kühn - Das Lehrerhasser-Buch

Eines vorab: Dieses ist ein Buch einer Reihe und wohl auch ein Auftragsbuch gewesen, daher soll es polarisieren. Möglicherweise ist es gar nicht ihre wirkliche Meinung und sie schrieb nur, was der Verlag wollte. Aber in dem Fall hat sie die folgende Kritik dennoch wegen Fehlinformationen verdient.)

Eines muss man dem Buch zu Gute halten: Es regt zum Nachdenken an. Zum Denken, wie die eigene Position zum Schulsystem, den Lehrern ist. 


Aber das war es auch schon mit Positivem, denn ansonsten enttäuscht das Buch. Für ein normales, deutsches Sachbuch ist es viel zu unlustig. Nirgends findet man Humor. Nicht weiter schlimm, wenn es tatsächlich inhaltlich von Wert wäre, aber hier findet man nur ein schlecht recherchiertes, einseitiges Gemecker über Lehrer. Man müsse doch neue Wege gehen, aber gleichzeitig lässt sich die Autorin darüber aus, wie schlecht doch alles Neue ist. Sie regt sich darüber auf, dass Eltern in die Pflicht genommen werden, zuhause mit den Kindern zu üben, ärgert sich dann aber wiederum darüber, dass Eltern nicht in die Gelegenheit kommen, mitzubestimmen und so den Lehrer vielleicht zu entlasten. 

Sie beschwert sich, wie inkompetent ein Lehrer doch sein muss, dass ihr Sohn in der 9. Klasse immer noch nicht in der Lage ist, 'das' und 'dass' auseinander zu halten, sagt aber an der gleichen Stelle, dass sie es ihrem Sohn auch schon mehrmals erklärt hat und er es immer noch nicht kann - dann ist sie selbst also auch inkompetent? 

Natürlich haben auch Lehrer Schuld daran, wenn Schüler Joints oder Alkohol mit in die Schule nehmen, immerhin sollen sie doch auch Erzieher sein, in ihren Augen. Dass ein Lehrer gar nicht die ihm anvertrauten bis zu 30 Kinder in den im Schnitt 4 Wochenstunden erziehen kann, fällt ihr gar nicht erst ein. Und erst recht nicht, dass es vielleicht Aufgabe der Eltern ist, den Kindern schon vor Einschulung einen Hauch Manieren beizubringen. 


Was mich aber am meisten an diesem Buch gestört hat, war die Frage, warum ein Nachhilfelehrer für 20 Euro in der Stunde es schafft, dass ein Kind Stoff begreift, und warum ein Lehrer, der ja viel mehr verdient, das nicht schafft. Was Frau Kühn dabei aber vergisst, ist, dass ein Lehrer von im Schnitt 25 Schülern bei durchschnittlich 25 Wochenstunden zu 20 Euro im Monat 50.000 Euro bekommen würde - und der Nachhilfelehrer immer noch auf dem Unterricht der eigentlichen Lehrer aufbaut. 


Die Arroganz, mit der hier Lehrer behandelt werden, die extrem schlechte Recherche und die althergebrachten Vorurteile, nach Schulschluss und in den Ferien würde ja nicht gearbeitet werden, lassen einen nur den Kopf schütteln. Daher musste ich mich durch das Buch durchquälen und hätte es oft gern einfach nur noch weggeschmissen. Dabei hat sie doch mit einem Recht: Unser Schulsystem ist nicht ideal, das zeigt PISA alle paar Jahre wieder. Aber die Schuld von Eltern, Politik und vielleicht auch mal den Schülern im Einzelfall nur auf die Lehrer zu schieben, ist einfach nur haltlos.


Sterne-Wertung: 1 von 5. 

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