Was hatte sie sich nur dabei gedacht, sich wieder von ihrer Mutter überreden zu lassen? "Du hast dünnere Arme, du kommst da ran", war wie immer das Argument gewesen. Schon vor Tagen hatte sie angefragt, und nun blieb dem armen Mädchen nicht einmal mehr ihre Gastroenteritis als Ausrede. Sie war wieder gesund.

Also hing sie, eh sie sich versah, von einer Klippe über einem See abgeseilt in der Landschaft herum, weil durch das dichte Schilf der Landweg versperrt war. Natürlich, mit einer ordentlichen Axt, so einer echten Feuerwehraxt, hätte man da sicher durch gekonnt, aber ein braver Cacher zerstörte die Natur nicht. Also musste sie beten, dass sowohl das Seil als auch der Karabinerhaken ihrem Gewicht standhalten würden, als sie sic langsam der kleinen Höhle in der Felswand näherte. Ein richtiger Tunnel, gerade mal breit genug für ihren schmalen Arm. Sie biss die Zähne zusammen, ignorierte die Möglichkeit, gleich von diversen Tieren angesprungen zu werden und tastete nach der Dose. Nach einigen schroffen Steinen fühlte sie Plastik an ihren Fingern ... 

Als sie später am Handy ihren ersten Cache des Monats loggen konnte, überkam sie trotz Genervtheit, Restpanik von Höhenangst und dem Gefühl, tausend Spinnen würden auf ihr krabbeln, doch eine gewisse, stolze Zufriedenheit. Sie hatte etwas geschafft. Natürlich, das war vollkommen sinnlos für den Weltfrieden, ihren persönlichen Wohlstand oder auch nur ihre Noten, aber sie hatte etwas geschafft!