Und noch eine dieser absurd-herrlichen Augengeschichten. 

Eines Tages, ich war vielleicht 14 Jahre alt, vielleicht etwas jünger, kam ich von der Schule nach hause. Das Auge saß schon den ganzen Tag schlecht, wie eigentlich immer, und so nahm ich es raus, wickelte es in ein Taschentuch und legte es, damit ich es wiederfinde, in das Wohnzimmerregal meiner Eltern, neben die wichtigen Papiere, um gleich Mittag essen zu können, und nicht erst in mein Zimmer zu müssen. 

Ich habe es völlig vergessen und am nächsten Morgen dann verzweifelt mein Auge gesucht. Es war nicht an seinem üblichen Platz, nicht in einer der Hosentaschen (war auch schon vorgekommen), nirgends. Also versuchte ich, meine Schritte des vorigen Tages zurück zu verfolgen, lief ins Wohnzimmer: Nichts. Tränen in den Augen, der Verzweiflung nahe, immerhin kriegt man nur alle 6-12 Monate ein neues Glasauge, fragte ich meine Mutter. "Wie? Im Wohnzimmer? Ich dachte, das wäre ein Taschentuch. Ich hab das das Klo runtergespült." 

 

Bis heute weiß ich immer noch nicht, warum meine Mutter dachte, ich wäre so dreist, ein dreckiges Taschentuch in ihrem Regal einzulagern ...
Allerdings hätte ich gern den Mitarbeiter der Kläranlage gesehen, der es ja vielleicht irgendwann gefunden hat. Ich habe jedenfalls nie wieder davon gehört.